KunstForsch _Obacht_08
das bildende in der Kunst, 2013
(...) die Bestandsaufnahme wird fortgesetzt

# ... die Beobachtung der Beobachter
      "die Kunst ist frei" (... mal sehen)
# ... mit einem fotografischen Schnappschuss haelt man etwas fest und erkennt (oft erst im nachhinein),
      dass man selbst Teil dieser Beobachtungssituation ist, also keine Frage:
      mit Hilfe der Fotografie kann man beobachten, wie man etwas beobachtet und dieses "etwas" dann auch selbst sein

# ... vorweg ein kurzer Hinweis: eine Beobachtung beeinflusst grundsaetzlich das Beobachtete; wir informieren uns hier bei Wikipedia: Heisenberg erkannte, dass die mikroskopische Bestimmung des Ortes x eines Teilchens im Allgemeinen zu einer Beeinflussung (Störung) des Impuls p des Teilchens durch den Messapparat führen muss. Da aber die "Bahn" des Teilchens maßgeblich durch seinen momentanen Impuls bestimmt ist, kann sie nach der Kenntnisnahme des Ortes durch den Beobachter nicht mehr denselben Verlauf haben wie vorher. Die Frage danach, ob eine Teilchenbahn existiert wenn keine Beobachtung vorgenommen wird, wurde in der Physik intensiv diskutiert (vgl. Kopenhagener Diskussion). Die physikalische Beeinflussung des Teilchens bei Messung kann man wie folgt veranschaulichen: Wenn der Ort eines Elektrons durch optische Beobachtung (im einfachsten Fall: Sehen) bestimmt werden soll, so kann das Teilchen beleuchtet werden, damit mindestens eins der einfallenden Lichtquanten in das Messinstrument (Auge, Mikroskop) gestreut wird. Einerseits ist die Ungenauigkeit Δx des Ortes dabei abhängig von der Wellenlänge des verwendeten Lichtes. Auf der anderen Seite wirkt die Ablenkung des Lichtquants wie ein Stoß auf das Teilchen, wodurch der Impuls des Körpers eine Unbestimmtheit von Δp erfährt (Comptonstreuung).


# ... nun aber erstmal ganz langsam von der Unschaerferelation zum Beobachter mit der Kamera: ... viele Menschen, die sich ihrer ´selbst bewusst´ sind, freuen sich, sind nicht verlegen, wenn sie fotografiert werden - sie könnten ihre lockeren Gesten zum Beruf machen, doch durch Wiederholung und Routine stellen sich oft auch Posen ein ...

# ... aber jetzt bleiben wir am Thema : wo man beobachtet, beobachtet wird, wo man sich beobachtet fühlt, was dann ... (zum Problem werden kann) ...

# ...  "die Beobachtung des Beobachters", die ISBN 978-3-89669-581-9 weisst auf einen Buchtitel hin, das Thema: mit diesem Buch wird der Anspruch vertreten, eine Neubegründung konstruktivistischen Denkens zu entwerfen, die als eine Anleitung zur kreativen Überprüfung eigener und fremder Gewissheiten, großer und kleiner Ideologien dienen kann (mit dem Klappentext ist ja schon einiges gesagt) Bernhard Pörksen ...

# ... die Beobachtung als wissenschaftliche Methode ist von der naiven Alltagsbeobachtung zu unterscheiden: die Alltagsbeobachtung ist tendenziell subjektiv und bedingt durch unmittelbare Bedürfnisse des Beobachters. Hingegen versucht die wissenschaftliche Beobachtung, systematisch und objektiv zu sein. Um diese Systematik zu erreichen, bedarf es eines Beobachtungsplanes und einer Organisation des Beobachtungsprozesses, in denen festlegt wird, a) was von wem, wann und wo beobachtet wird, b) wie das Beobachtete zu protokollieren ist, und c) ob das Beobachtete und dann in welcher Form interpretiert wird / hier schaltet sich der Fotograf ein und meint, er trifft sich selbst recht gut per Objektiv auf EigenSeelenSuche (Punkt)

# ... auch dieses Foto-Forschen nach der Seele geht leer aus: der fotografische Beobachter (der Fotograf) laesst vieles offen und die Einsicht (des Bild-Betrachters) zielt als Introspektion (in der Psychologie: siehe Selbstbeobachtung) auf´s Ende des Weges ...

# ... es geht allerdings auch ironisch, wenn es vom Sterben oder vom Gestorbensein handelt - Reinhold, unser Mittelschnauzer ist leider schon begraben und liegt am Haus - im Gegensatz zu der Familie, die lebt und ist lebendig (ja, noch) ...

# ... sein Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil versucht Barthes, das Wesen der Fotografie im Referenten des Fotos zu finden. Dabei nimmt er seine Betroffenheit von einigen Fotografien als Leitfaden für seine Analyse und versucht daraus eine allgemeinverbindliche Theorie zu entwickeln. Ausgangspunkt ist somit das, was ihn im Foto berührt. Bei seiner Betrachtung verschränkt Barthes das „Bildwerden“ und „Bildbetrachten“ miteinander, d.h. er kombiniert die beiden Sichtweisen des „eidolons“ und des „spectators“. Er geht von sich als Subjekt und Objekt der Erfahrung aus und untersucht das Wesen der Fotografie aus dieser Perspektive. Somit schließt Barthes die Sichtweise des „operators“, also des Fotografen aus, weil er als solcher keine Erfahrungen gesammelt hat. Im zweiten Teil stellt Roland Barthes´ Mutter die zentrale Figur dar. Er reduziert seine Untersuchung auf das eine Bild seiner Mutter als fünfjährige im Wintergarten, das er uns nicht zeigt. Barthes nimmt nun nur noch die Rolle des „spectators“ ein, um in dieser Fotografie das Wesen seiner Mutter zu suchen. Sandra Dietrich / 2003 HfBK BS

# ... Die Kunstwerke ermöglichen und erzwingen auf diese Weise eine "Beobachtung zweiter Ordnung". Jedes sagt: "Ich sehe was, was du nicht siehst" und fordert dazu auf, es darin einzuholen. Der Produzent muß sich fragen, wie das erscheinen mag, was er gerade tut; der Betrachter versucht, die im Werk getroffenen Unterscheidungen zu erspüren. Und weil Individuen für Luhmann Selbstbetrachter sind, entsteht auf beiden Seiten die Erfahrung von Individualität. "Man wird durch Kunst angeleitet, sich selbst als Beobachter zu beobachten." Luhmann rückt diese Phänomenologie der Kunstwahrnehmung in einen gesellschaftgeschichtlichen Horizont. Seine Analysen betreffen die Entwicklung der Zentralperspektive und des Bildungsromans, Begriffe wie "disegno" und "Stil", die neuzeitliche Einbettung der Kunst in fürstliches Patronagewesen und Kunstmarkt, die Frechheiten barocker Paradoxierlyrik und die Freiheiten postmoderner Architektur. Sie sollen verdeutlichen, daß sich die Kunst erst im Zuge ihrer funktionalen Differenzierung ganz auf solche Beobachtungsprobleme spezialisiert und diese an die Stelle vorgegebener Ordnungsmuster schiebt. Juergen Kaube -ungegenstaendliche Betrachtungen, FAZ 10.10.1995

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